Abb.: Niedrigwasser im Rhein bei Bingen
Sinkende Wasserstände und damit einhergehende Niedrigwasserperioden treten regelmäßig nach längeren Trockenperioden auf. Allein in den vergangenen Jahren gab es an größeren und kleineren Flüssen länger andauernde Niedrigwasserperioden, wobei insbesondere das Niedrigwasserjahr 2018, aber auch 2022, hervorsticht. Bereits 2012 veröffentlichte Auswertungen zur Veränderung der Häufigkeit von Trockenwetterlagen in der Vergangenheit (siehe KLIWA-Heft 18) kommen zu dem Schluss: Die Wahrscheinlichkeit eines trockenen heißen Sommers oder einer extrem trockenen Vegetationsperiode in Südwestdeutschland hat im Zeitraum 1958-2007 im Vergleich zum Zeitraum 1900-1957 um mehr als das Doppelte zugenommen.
An größeren Flüssen bedeuten die Auswirkungen von Niedrigwasser nicht zuletzt auch wirtschaftliche Verluste. Die Änderungen in der Vergangenheit lassen sich durch langjährige Zeitreihen an Pegeln sowie durch ein umfangreiches Klima-Monitoring (siehe KLIWA Monitoringbericht 2021) erfassen und auswerten. In KLIWA wurden Niedrigwasserabflüsse exemplarisch an 30 Pegeln (10 je Bundesland) für den Zeitraum 1951 bis 2020 (Rheinland-Pfalz ab 1971) untersucht. Die betrachteten Niedrigwasserzeitreihen können allerdings durch wasserwirtschaftliche Nutzungen oder Maßnahmen beeinflusst sein. Diese Beeinflussung fand insbesondere in den letzten Jahrzehnten statt und kann auf viele Arten erfolgen, zum Beispiel durch Entnahmen oder Ableitungen, durch Abflusserhöhung infolge von Speicherbewirtschaftung oder durch Einleitungen aus Kläranlagen. Teilweise erfolgt gezielt eine Niedrigwasseraufhöhung aus Talsperren oder Überleitungen, wie durch das Überleitungssystem Main-Donau in Bayern. Dies ist bei der Interpretation zu beachten.
Abb.: Lage der betrachteten 30 Pegel für die Untersuchungen zum Trendverhalten der Niedrigwasserabflüsse für je 10 Pegel in Bayern, Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sowie die räumliche Verteilung der Trends.
Für das gesamte KLIWA-Gebiet erlauben die Auswertungen über den Zeitraum 1951 bis 2020 keine eindeutigen Rückschlüsse auf das Langzeitverhalten der Niedrigwasserabflüsse: Insgesamt zeigt sich für die jährlichen Niedrigstwasserabflüsse eine ausgeglichene Verteilung von zunehmenden - die Niedrigwassersituation hat sich entspannt - und abnehmenden - die Niedrigwassersituation hat sich verschärft –Trends, wobei regionale Unterscheide erkennbar sind. Gegenüber älteren Auswertungen bis zum Jahr 2015, hat die Anzahl abnehmender Trends jedoch zugenommen. Diese sind allerdings weiterhin mehrheitlich nicht signifikant, d.h. ihre Aussagekraft ist eher unsicher. Für die jährlichen 7-Tages-Mittel-Niedrigstwasserabflüsse weist die Mehrzahl der Pegel inzwischen eine abnehmende Tendenz auf. Werden die Zeitreihen von 1951 auf 1974 verkürzt, so wird die abnehmende Tendenz der jährlichen Niedrigstwasserabflüsse und der 7-Tages-Mittel-Niedrigstwasserabflüsse noch deutlicher und deuten damit auf eine Verschärfung der Niedrigwassersituation hin.