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Thema: Hydrologie > Hochwasser > Anpassung

Hochwasser
Anpassung


Zu sehen sind Hochwasserschutzmaßnahmen mit mobilen Elementen in Bad Kreuznach an der Nahe. Rechts sind Fußgänger:innen zu sehen, die ohne die Hochwasserschutzmaßnahmen im Wasser stehen würden. Im Hintergrund sind die Brückenhäuser der Alten Nahebrücke zu sehen.
Abb.: Hochwasserschutzmaßnahme mit mobilen Elementen in Bad Kreuznach an der Nahe (Rheinland-Pfalz).

Der Ausblick auf mögliche Entwicklungen des Klimas in den nächsten Jahrzehnten und damit auch auf Hochwasser ist immer mit Unsicherheiten behaftet. Flexibilität und das Vorsorgeprinzip sind angesichts der Bandbreite möglicher Entwicklungen und im Hinblick auf eine Anpassung angebracht. Anpassung heißt aber nicht, dass überall hohe Schutzmauern errichtet werden müssen. Es sind Maßnahmen zu ergreifen, die langfristig zweckmäßig, robust und nachrüstbar sind. Sie sollten ein weites Spektrum abdecken und möglichst auch für andere Aspekte von Nutzen sein. Dabei kommt vor allem der Hochwasser-Vorsorge eine besondere Bedeutung zu.

Der Klimawandel ist seit etwa Mitte der 1970er Jahre auch bei den Hochwasserabflüssen statistisch nachweisbar, das zeigen die Auswertungen des Langzeitverhaltens
( Hydrologie > Hochwasser > Langzeitverhalten ) für die süddeutschen Flussgebiete. Ebenso deuten die Abflussprojektionen ( Hydrologie > Hochwasser > Zukünftige Veränderungen ) darauf hin, dass Hochwasserabflüsse auch zukünftig besonders im Winter in fast allen Regionen zunehmen werden.
Seit Anfang der 2000er Jahre sind daher in einzelnen Ländern für den Bau von neuen Hochwasserschutzeinrichtungen Strategien entwickelt und Festlegungen getroffen worden, wie die Auswirkungen des Klimawandels bereits in der Planungsphase berücksichtigt werden sollen. Solche sind beispielsweise „Klimaänderungsfaktoren“, um den heutigen Bemessungswert für eine Hochwasserschutzanlage zu erweitern.

Beispiel: Ein geläufiger Bemessungswert ist der HQ100. Dies ist der Hochwasserabfluss, der statistisch betrachtet in 100 Jahren einmal überschritten wird. Das bedeutet jedoch nicht, dass er auch tatsächlich nur einmal in 100 Jahren erreicht wird. Der HQ100 wird nun beispielsweise um einen Klimaänderungsfaktor von 15 Prozent erweitert. Die Anlagen werden also künftig auf eine höhere Wasserführung ausgelegt oder so geplant, dass bei Bedarf nachgerüstet werden kann.

Für neue staatliche Hochwasserschutzmaßnahmen in Bayern wurde dieser Faktor von pauschal 15 Prozent bereits im Jahr 2004 eingeführt. Grundlage waren erste Ergebnisse aus KLIWA. Damit werden bereits jetzt die erwarteten Auswirkungen des Klimawandels bei der Planung neuer staatlicher Hochwasserschutzmaßnahmen berücksichtigt. Die Grundlagen für den Klimaänderungsfaktor werden durch weitere Untersuchungen fortlaufend überprüft und weiterentwickelt. Bisher bestätigten diese Ergebnisse die 2004 getroffenen Vorgaben.

Zu sehen ist eine schematische Darstellung und Erklärung des fünfzehnprozentigen Klimazuschlags für Bayern. Vor der Einführung dieses Klimazuschlags waren Hochwasserschutzanlagen auf ein hundertjähriges Hochwasser ausgelegt. Hinzu kam lediglich noch ein Freibord, um eine Überströmung der Anlage etwa durch Wellen oder Wind zu verhindern. Seit der Einführung des Klimaänderungsfaktors werden auf den Wert eines hundertjährigen Hochwassers fünfzehn Prozent aufgeschlagen.
Abb.: Ein Zuschlag auf den heutigen Hochwasserabfluss bei der Bemessung von Hochwasserschutzanlagen berücksichtigt den möglichen Einfluss des Klimawandels. Der Freibord dient dazu, die Überströmung von Hochwasserschutzanlagen, z. B. in Folge von Wellen- und Windstau, zu verhindern.

Insgesamt können die Auswirkungen des Klimawandels auf die Hochwasserabflüsse regional unterschiedlich sein. Hierzu liegt eine detaillierte Auswertung für Baden-Württemberg vor:

Klimaänderungsfaktoren Baden-Württemberg (PDF)

Diese Ergebnisse werden derzeit anhand neuer Untersuchungen basierend auf dem KLIWA-Ensemble
( Hydrologie > Hochwasser > Zukünftige Veränderungen ) evaluiert.

In Rheinland-Pfalz richtet sich die Bemessung von Hochwasserschutzmaßnahmen grundsätzlich nach den Randbedingungen des Einzelfalls. Dabei orientiert sich diese an der gefährdeten Bevölkerung, den Hochwasserschadenspotenzialen sowie der Wirtschaftlichkeit. In den vergangenen Jahren wurden flächendeckend für Rheinland-Pfalz sowie für den Mittelrhein Abflussuntersuchungen durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen für den rheinland-pfälzischen Oberrhein in der „nahen Zukunft“ (2021 – 2050), dass Hochwasser mit einer häufigen Eintrittswahrscheinlichkeit deutlich zunehmen werden. Diese zu erwartenden häufigeren Abflüsse sind in den von Deichen geschützten Gebieten bereits heute in einem Bereich, der durch den Einsatz von Hochwasserrückhaltemaßnahmen und technischem Hochwasserschutz verkraftbar ist. Auch diese Ergebnisse werden derzeit anhand neuer Untersuchungen basierend auf dem KLIWA-Ensemble ( Hydrologie > Hochwasser > Zukünftige Veränderungen ) evaluiert.